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Vor Dem Ruhestand

Eine Komödie von deutscher Seele von Thomas Bernhard

Rudolf Höller, Gerichtspräsident und ehemaliger SS-Offizier, lebt mit seinen beiden Schwestern Vera und Clara, die mit ihm gealtert und unverheiratet geblieben sind, im Vaterhaus, wo die verstorbenen Eltern im Gedankengut der Kinder weiterleben. Jedes Jahr feiert diese kleine Familie in aller Abgeschiedenheit den Geburtstag des SS-Führers Heinrich Himmler, der seit der Naziherrschaft Rudolfs Ideal geblieben ist. Vera tut alles, um diesen Tag für den Bruder so schön wie möglich und die Vergangenheit wieder lebendig zu machen. Clara, Sozialdemokratin und seit einem Bombenangriff der Amerikaner kurz vor Kriegsende an den Rollstuhl gefesselt, weigert sich diesmal aber mitzuspielen. Kurz vor der Pensionierung des Gerichtspräsidenten wird dieses für ihn bedeutende Ritual einmal gestört und das Ende der Feier ist zwangsläufig fatal.

"Vor dem Ruhestand" bezog sich auf die im Jahr der Uraufführung (1979) stattfindende öffentliche Diskussion über den damaligen Baden-Württembergischen Ministerpräsidenten Hans Filbinger, der im Dritten Reich Militärrichter war. Aber darüber hinaus ist das Stück eine scharfe Beobachtung des Fortbestehens des Faschismus in einer demokratischen Gesellschaft und seiner tiefen Verwurzelung im alltäglichen Denken und Handeln. Durch seine Realitätsnähe gehört dieses Drama zu den am häufigsten gespielten Stücken Bernhards. Es ist ein hervorragendes Beispiel seiner Dramatik, die geprägt ist von Figuren in großer Einsamkeit, von zwanghafter Wiederholung, die nur die Sinnleere überdeckt und tatsächlich Stillstand bedeutet, und von einer abgründigen Komik. Thomas Bernhard (1931 - 1989) gehört zweifellos zu den bedeutendsten deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts. In seinem Heimatland Österreich, mit dem ihn zeitlebens eine Hassliebe verband, führten seine Werke immer wieder zu Skandalen, was nur mehr die Zielsicherheit seiner Kritik beweist.

Inszenierung: Alfred Nicolaus

"Regisseur Alfred Nicolaus bleibt mit seiner Inszenierung zurückhaltend, nutzt die Figuren eher zur Demonstration als zur Provokation, die ja bei Bernhard in viele Richtungen zielt: Nicht nur um den Altnazi geht es, sondern um dessen unheimliche Verwandtschaft mit deutschem Untertanengeist und dem Kulturbürger. Der bitterböse Humor, mit dem das Stück auf diese Verwandtschaft weist, kommt in dieser Kammerspiel-Version zu kurz. Dafür entfalten die Schauspieler andere Qualitäten: Rainer Harder als Höller besonders dann, wenn sich der Ausdruck des Einsamen in den des Gefährlichen verwandelt, Gabriele M. Püttner als Vera, wenn sie mühsam pendelt zwischen Aggressivität und Besänftigung, um das morbide Gleichgewicht im Wohnzimmer zu bewahren. Heide Kalisch bietet als bleiche Clara im Rollstuhl eine meist stumme Projektionsfigur: als Personifizierung des schlechten Gewissens, zu dem die beiden anderen nicht fähig sind." (OZ)

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