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Die Soldaten (Jakob Michael Reinhold Lenz)

Seit dem Balkankrieg sind deutsche Truppen zusammen mit anderen Nationen in „nichtinternationale bewaffnete Konflikte” wie am Hindukusch verwickelt. Die westliche Kultur beglückt im Waffengang die Welt mit Demokratie und offenbart dabei vor allem ihre eigenen zivilisatorischen Abgründe: Die Folterungen im Gefängnis von Abu Ghuraib sind die inzwischen sichtbare Spitze davon. Jakob Michael Reinhold Lenz beschrieb bereits Ende des 18. Jahrhunderts, wie nah sich ein stehendes Heer selbst zu Friedenszeiten – trotz und aufgrund der militärischen Disziplin und des Drills – am Ausnahmezustand befindet. Basierend auf Erlebnissen, die der Dichter des Sturm und Drang 1774/75 als Reisebegleiter der Offiziere von Kleist in Straßburg sammelte, zeichnet er „Die Soldaten“ in ihrer Verrohung, in ihrer Bereitschaft zum tödlichen Spaß, wie Kriminelle. Offizier und Baron Desportes, ein Womanizer, verführt mit vorgespielten Gefühlen die Jungfrau Marie. Er verschwindet und hinterlässt neben Schulden einen emotionalen Scherbenhaufen und sich in Häme und Begierde aufstachelnde Offiziere: „Eine Hure wird immer eine Hure (...)“ – gnadenlos und kalt sind die Sprache und das Handeln der Militärs. Ihre Männerwitzeleien schlagen in Hohn, Hohn in Feindschaft, Feindschaft in Vergewaltigung und Mord um. Das Bestialische und Triebhafte überlagert die Ordnung des militärischen Kodex – eine Dynamik, die zu Friedenszeiten den Kriegszustand vorwegnimmt. Lenz nennt seine fast fragmentarisch angeordnete Szenenfolge „Die Soldaten“ eine Komödie, mit der, gemäß seiner Bühnentheorie, die Wirklichkeit ins Theater einbrechen soll – wo es dann allerdings nichts mehr zu Lachen gibt.

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