Moritat nach einem authentischen Fall von Katharina Schlender - -
Ein neuerlicher Selbstmord an der Göltzschtalbrücke – ein Mann habe sich in den Tod gestürzt, so meldet die Zeitung. Ein Tag im Leben von Pegg, noch nicht 16, ihrer Mutter Marie, die es schriftlich hat, dass sie sie nicht erziehen kann, dem verhassten Stiefvater Thom und ein paar Freunden. Arbeitslosigkeit, Alkoholmissbrauch, latente Gewalt, das Gefühl des Zurückgewiesenseins, gescheiterte Lebensträume und Vorsätze kennzeichnen ihr Umfeld.
Das Unglück, das einfach so kommt, vor dem es wie in einem Kreislauf sich ähnelnder und wiederholender Biografien kein Entkommen gibt? Die Spirale der Ereignisse dreht sich schneller und schneller, wachsendes Unbehagen kommt auf, wenn die Zeitungen immer neue Meldungen bekanntgeben, mit Revisionen und Präzisierungen: Kein Selbstmord sei es gewesen, mit Eisenstangen sei der Mann niedergeschlagen worden von den Angehörigen der eigenen Familie, und die Tat anschließend als Suizid getarnt. Sachlich und minuziös listet die Stimme der Ann Richter die Verletzungen des Opfers auf und verkündet ihr Urteil über sechs Menschenleben. Eine Moritat nach einem authentischen Fall.
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