Musiktheater Werk von Salvatore Sciarrino - -
Sciarrinos Kunst, Handlungsmomente zu zergliedern fand in diesem Werk seinen ersten Höhepunkt. Musikalisch am untersten dynamischen Stärkebereich angesiedelt, unterzieht Sciarrino – parallel zur Vereinzelung und Atomisierung einer Handlungsreflexion – das musikalische Material einem Abtastungsprozess mikrotonaler Bereiche mittels Glissandi und Flageoletttrillern. Damit verweigert er auch musikalisch einen klaren Handlungsverlauf. Mindestens ebenso wichtig ist für den Komponisten die Problematik der Sprachvertonung insgesamt. Im Falle des kantatenähnlichen "Still-Leben in einem Akt" für die denkbar kleine Besetzung Mezzosopran, Violoncello und Klavier, stellt Sciarrino in fünf Sprachen eine Anthologie barocker Dichtung zusammen, die er, ohne auf den Sinn der benutzten Wörter zu verzichten oder sie in Phoneme zu zerlegen, zu einem minimalistischen Gesangstil verdichtet. Dessen neuartige Ausdruckssprache wurde nicht nur für seinen eigenen Kompositionsstil elementar, sondern prägt seitdem die Vokal- und Musiktheaterkompositionen der nachfolgenden Generation.
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