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Tod in Venedig

Oper in zwei Akten von Benjamin Britten
Text von Myfanwy Piper, nach der Novelle "Der Tod in Venedig" (1912) von Thomas Mann

Die "Tragödie einer Entwürdigung" hat Thomas Mann seine Novelle "Der Tod in Venedig" 1930 im "Lebensabriss" genannt. Dahinter verbirgt sich die Geschichte eines Künstlerschicksals, das an der Spannung zwischen dem Willen zu formvollendeter, geistigmaßvoller, makelloser Schönheit im Werk und einer heftigen, fieberhaften, dabei jedoch stets schuldbewussten Leidenschaft zerbirst. Als der Held der Novelle vor einem inneren Konflikt steht, genügt ein Traum, um seine ganze "Haltung", seine mühsam zurechtkonstruierte Lebensführung schmählich zusammenbrechen zu lassen. Und dann gewinnt die nur unzureichend gebändigte Unterwelt der Instinkte die völlige Herrschaft über ihn. Mythologisch gespiegelt handelt es sich dabei um den Konflikt zwischen Apollon, dem griechischen Gott der sittlichen Reinheit und Mäßigung, der Weissagung und der Künste und Dionysos, dem Gott des Rausches, der Fruchtbarkeit und der Ekstase. Konkret erzählt wird die Geschichte von Gustav von Aschenbach, der sein Leben ganz und gar auf Leistung gestellt hat. Einsam, ausgeschlossen vom Glück, hart arbeitend, erreicht er mit seinem dichterischen Werk Ruhm und Größe. Stolz auf seine formvollendeten Schöpfungen, ist er aber voller Misstrauen in seine Menschlichkeit und ohne Glauben, dass man ihn lieben könnte. Doch dann tritt ein schöner Knabe in sein Leben, der polnische, Adonis-gleiche Tadzio, den Aschenbach während seines Urlaubes am Lido von Venedig kennen lernt, und er erliegt der vollkommenen Schönheit dieses Jünglings. Zunächst deutet Aschenbach seine Faszination als ästhetisches Kennertum, als rein platonische Kunstauffassung, die eine lebendige Sinnlichkeit verleugnet. Doch Tag um Tag verfällt der Alternde dem Anblick des Knaben mehr. Um zu gefallen, lässt er sich die Haare färben und schminken, und wird damit auf die entwürdigende Stufe eines geckenhaften Greisen zurückgeworfen. Heimgesucht von diesem späten Gefühlsrausch, stirbt Aschenbach schließlich - in einem Liegestuhl sitzend - an der in Venedig grassierenden Cholera, während er dem ins Meer hineinlaufenden Tadzio träumerisch nachblickt. Der "Tod in Venedig" beschreibt das Scheitern einer asketischen, ausschließlich auf Leistung gestellten Lebensführung ohne Halt im Zwischenmenschlichen.

Musikalische Leitung: Jochem Hochstenbach
Regie: Georg Köhl
Bühne und Kostüme: Florian Etti

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