Deutschsprachige Erstaufführung eines Stücks von Debbie Tucker Green
Drei Geschichten und drei Paare die scheinbar nichts miteinander zu tun haben: ein Ehepaar, HIV positiv, was sich nur ein Rezept für die lebensrettenden Medikamente leisten kann; ein Elternpaar, dem man seinen Sohn weggenommen hat, um ihn als Kindersoldat in den Krieg zu schicken; und Mary - eine junge Frau, die zum Tode durch Steinigung verurteilt ist, weil sie sich am Mörder ihrer Eltern gerächt hat, und ihre feindselige Schwester. Erst am Ende des Stückes zeigt sich, dass die Geschichten ineinander verzahnt sind. »Stoning Mary« ist das Bild einer versehrten Gesellschaft, in der Aids und Bürgerkrieg alle Bindungen gelöst haben und jeder um das eigene Überleben kämpft.
Debbie Tucker Green, vom Independent als "eine der überzeugendsten und außergewöhnlichsten neuen Stimmen, die wir seit Langem gehört haben" beschrieben, schreibt Theaterstücke und Hörspiele. Ihre Stücke wurden u.a. von der Paines Plough und Royal Shakespeare Company, am Soho Theatre und am Royal Court Theatre in London uraufgeführt. 2004 gewann sie mit ihrem Stück "born bad" (Hampstead Theatre) den "Olivier Award for Most Promising Newcomer 2004". 2005 wurde "Stoning Mary" am Royal Court Theatre in London uraufgeführt.
Regie: Benedict Andrews
Mit Bettina Hoppe, Katrin Heller, Christoph Gareisen, Robert Beyer, Jule Böwe, André Szymanski, Rafael Gareisen / Islav Tillack, Lea Draeger,
Eva Meckbach, Elzemarieke De Vos, Stefan Hufschmidt, Rafael Stachowiak und David Ruland
"Die Autorin fragmentiert, sie zerreißt die Szenen und Dialoge. Benedict Andrews macht daraus ein Hörstück und treibt die Künstlichkeit des Textes noch weiter. Er konstruiert eine Studio-Situation. Die Spieler treten an Mikrofone, um dort ihre großenteils banalen Texte zu sprechen. Das wird hier alles heftig, auch mit starkem Text-Gedächtnis vorgetragen." (Kulturradio)
"Drei Paare stehen sich unvermittelt gegenüber: Die beiden Schwestern, ein Mann und eine Frau, jeweils von zwei Schauspielern gespielt, wobei je einer die innere Stimme übernimmt, sowie ein Elternpaar. Die Streitigkeiten hinter ihrer aggressiven Rhetorik könnten in jedem Wohlstandshaushalt Mitteleuropas ausgetragen werden, würden hinter dieser Oberfläche nicht andere Konflikte lauern, die sie letztlich teilen: Soziale Instabilität, Armut, Rechtlosigkeit.
Debbie Tucker Green deutet dies in ihren Figuren nur an: Den ungerechten Prozess gegen Mary, die AIDS-Erkrankung des Paares, das sich die Medikamente nur für einen leisten kann, der Verlust des Sohns der Eltern an die Soldateska. Indem die gesellschaftlichen Verwerfungen ohne Agitprop, unsentimental und beiläufig verhandelt werden, kommen einem die Figuren und ihre existenziellen Abgründe sehr nahe. Durch Debbie Tucker Greens Theater werden Menschen sichtbar, die nicht mehr aus einer Parallelwelt mediengerecht vorgeführt werden, sondern in ihrer Wut und Verzweiflung gehört werden wollen." (Freitag)
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