Für die Parade am 3. Oktober 2010 soll eine überwältigende jubelnde Zuschauermasse mobilisiert werden. Das Jubeln muss vorher eingeübt werden, denn ein Teil der Claqueure kommt nun aus den elf neuen DDR-Bezirken im Westen Deutschlands. Der Westen ist in die gesamtdeutsche DDR längst noch nicht hinreichend integriert. Viele wessis stellen sich ungeschickt an, weil sie die planwirtschaftliche Vorgehensweise nicht verstehen. Ostdeutsche „Aufbauhelfer“ gehen in die neuen Westbezirke, um die dortigen Lebensverhältnisse an die des Ostens anzupassen. Allerhand konnte schon erreicht werden: Der Kölner Dom wurde abgerissen und in Plattenbauweise neu errichtet. Wuppertal heißt jetzt Friedrich-Engels-Stadt. die Wahlbeteiligung liegt bei 115 Prozent.
Als verantwortlich für die Parade werden abkommandiert: ein standfester Funktionär, eine schon reichlich frustrierte Wessi-Genossin und ein klassischer DDR-Lebenskünstler. Während die Drei den Wessis ihren Individualismus austreiben und Sprechchöre eindrillen, fragen sie sich hin und wieder, wie es denn aussähe, wenn es vielleicht umgekehrt gekommen wäre – wenn also damals der Westen „gewonnen“ hätte!
Ein dreist verdrehter Blick auf die deutsch-deutsche Geschichte – für Ost und West, Nord und Süd, jung und alt.
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