"Sonny Rollins hat, wie viele große Künstler, eine Galaxie geschaffen, in der er mittlerweile als einziger Bewohner seine Kreise zieht", war in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung kürzlich zu lesen. Nach sechs Jahrzehnten Musikkarriere ist der Hardbop-Meister der letzte musikalische Gigant der frühen Jazz-Ära.
1954 erschienen auf dem Davis-Album "Bags Groove" drei Rollins-Kompositionen, die zu Jazzstandards werden sollten: "Airegin", "Doxy" und "Oleo". Außerdem entstanden in dieser Zeit zahlreiche Aufnahmen mit dem Pianisten Thelonious Monk, der ihn stark beeinflusste. Wie viele Jazz-Musiker in den 1950er Jahren war Sonny Rollins drogenabhängig. Nach einem Entzug trat er 1955 die Nachfolge von Harold Land im Quintett von Clifford Brown und Max Roach an. Nach Clifford Browns Tod 1956 und einem kurzen Gastspiel im Miles Davis Quintett trat er im Folgenden meist unter eigenem Namen auf, häufig im Trio ohne Klavier. 1956 erschien mit "Saxophone Colossus" eine seiner bedeutendsten Aufnahmen, auf der mit dem Calypso "St. Thomas" eine Rollins-Komposition enthalten war, die zu einem Evergreen des Jazz wurde. Bis 1966 arbeitet er viel mit Jim Hall, Don Cherry und Paul Bley zusammen. 1966 erscheint sein Album "Alfie" auf dem seinerzeit führenden Jazz-Label Impulse!. Das Titelstück ist elementarer Bestandteil des Soundtracks des gleichnamigen Films von Lewis Gilbert, der Michael Caine zum Durchbruch verhilft .In den 1970er wie auch in den 1980er Jahren war er regelmäßig mit seinem eigenem Quintett und mit den Milestone All Stars, zu denen auch McCoy Tyner, der ebenfalls bei den BW-Bank jazzopen 2009 in Stuttgart zu Gast ist, sowie Ron Carter und Al Foster gehörten, auf Tour.
Sein aktuelles Album "Roadshows Volume 1", erschienen im Herbst 2008, vereinigt bislang unveröffentlichte Live-Aufnahmen von 1980 bis 2007, also aus annähernd drei Jahrzehnten, und dokumentiert hervorragend die Konstanz in der Qualität seiner Live-Konzerte. Heute ist Sonny Rollins neben John Coltrane, mit dem er übrigens ebenfalls ein Album aufgenommen hat, unbestritten einer der einflussreichsten Jazz-Saxophonisten aller Zeiten. Doch trotz seiner immensen Erfolge und Errungenschaften sieht er sich noch immer als Suchender, der täglich mehrere Stunden mit seinem Instrument verbringt. Sonny Rollins, der Saxophone Collosus, verfügt nicht nur über eine Körpergröße von nahezu zwei Metern, sondern ist tatsächlich eines der wenigen Jazz-Weltwunder, das noch live erlebt werden kann.
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