Schauspiel von Simon Stephens
"Bilder der Hölle. Sie sind stumm." Wir alle werden ständig mit Bildern von Terror und Katastrophen konfrontiert, mit dieser zur obszönen Normalität gewordenen "Pornographie". Wir wandeln am Rande der Hölle, und manchmal werfen wir einen Blick hinein - wie die Figuren in Stephens´ Stück.
London und seine Menschen an wenigen Tagen im Juli 2005: Die Olympiade wird der Stadt zugesprochen, ein Live 8 Konzert zum Protest gegen den G8-Gipfel findet statt, und ein Terroranschlag wird verübt. Da ist die Karrierefrau und junge Mutter, die mit ihrer Verantwortung für einen brisanten Firmenauftrag leichtsinnig spielt. Der Schüler, dessen Schwärmerei für die Lehrerin unversehens in rohe Gewalt umschlägt. Bruder und Schwester, die angetrunken miteinander ins Bett gehen. Der Professor, der die berufliche Not seiner ehemaligen Studentin in Zuneigung umdeutet und ausnutzt. Die alte Journalistin, die Trost in den sexuellen und familiären Welten Anderer sucht. Und da ist der Attentäter, der aus der Normalität der Vorstadt mit einer Bombe im Koffer mitten hinein fährt in den Berufsverkehr der Metropole und den Höllenschlund aufreißen lässt ...
"Pornographie" ist ein ungewöhnliches Figurenmosaik vor globalem Hintergrund: Vereinzelte Leben setzen sich in Szenen und Monologen zur verschachtelten Momentaufnahme einer chaotischen Großstadt der westlichen Welt nach dem 11. September 2001 zusammen. Es sind Episoden aus einer Gesellschaft, die auf pragmatische Weise gelernt hat, mit dem Terror zu leben und zu ignorieren, dass sie ihn selbst produziert - als atmosphärisches Summen, als zwischenmenschliche Übertretung und als Anschlag, der 56 Opfer fordert.
Regie: Enrico Lübbe
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