Von Heinrich von Kleist
Der Kampf zwischen den Trojanern und den Griechen ist in vollem Gange, als Penthesilea und ihr Amazonenheer auf dem Schlachtfeld erscheinen.
Nach anfänglicher Verwirrung darüber, auf welcher Seite die Frauen kämpfen, zeigt sich, dass sie dort sind, um Männer zu fangen, um sie zum Paar -
ungsfest nach Themiscyra zurückzuführen. Penthesilea und der Grieche Achilles sind unhaltbar voneinander angezogen und versuchen immer wieder,
im Kampf aufeinander zu treffen. Sowohl die Griechen als auch die Amazonen bemühen sich, die beiden zur Vernunft zu bringen, doch Achilles interessiert sich nicht mehr für die Trojaner, und Penthesilea ignoriert das Gebot, dass Amazonen sich nicht verlieben dürfen. Als sich das Paar ein letztes Mal auf dem Schlachtfeld trifft, will sich Achilles unterwerfen, doch Penthesilea verkennt seine Absicht. Im Wahn der Liebe und der Wut stürzt sie sich auf ihn und tötet und zerfleischt den Geliebten im Rausch mit den Zähnen, bevor sie sich, wieder zu Sinnen gekommen, aus Verzweiflung das eigene Leben nimmt.
In Kleists Trauerspiel über Liebe und Krieg wird der Mensch zum Tier. Die Amazonen sind verwitwet, vergewaltigt und traumatisiert, die Griechen vom
fortwährenden Feldzug verhärtet und verroht. Der vielleicht einzige Ausweg und die einzige Seligkeit ist der doppelte Tod.
Regie: Luk Perceval
Musiker: Jean-Paul Bourelly
Besetzung: Christina Geiße,
Manuel Harder,
Ulrich Hoppe,
Heiko Raulin,
Michael Rastl,
Carola Regnier,
Katharina Schüttler und
Rafael Stachowiak
"Das ,große Gefühl als Hoffnungsträger hat Perceval aufgegeben. Die Liebe ist in seinem Drama nicht fehlgeleitet, sondern durch permanenten Kriegszustand und andauernde Erniedrigung unmöglich. Wenn du über Generationen vergewaltigt wurdest, reicht nicht der Anblick eines schönen Mannes, dich von dem Trauma zu befreien. So ist es folgerichtig, dass Penthesilea hier am Ende nicht aus dem Rausch erwacht und sich aus Schmerz über die eigene Tat selbst tötet, sondern einfach geistig wegtritt, brabbelnd in der Wiederholungsschleife gefangen. Wie alle Krieger, Süchtige: reif für die Klinik." (taz)
"Die Schicksalszeit also läuft, und der Experimentalmusiker Jean-Paul Bourelly steht mit seinen E-Gitarren vor einem Verstärker rechts am Rand und klopft und bürstet Herzschlagrhythmen auf die Saiten, instrumentiert die ganz große Angst und Zerstörung oder improvisiert zu leiseren Stimmungen." (nachtkritik.de)
"Luk Perceval ist wahrlich keiner, der bei jeder Inszenierung wieder die gleiche Methode anwendet. Hier ist er wieder das Risiko des Neuen eingegangen. Dafür kann man ihn bewundern. Wucht und Körperlichkeit hat diese "Penthesilea" - auch wenn beides allzu oft nur auf Lautstärke beruht. Dieses Theater kommt einem erstickend nahe. Es ist intensiv." (Die Welt)
"Man kann diese Inszenierung als eine szenische Obsession sehen." (Kulturradio)
Kategorie