Lulu ist ein Chamäleon der Liebe. Sie lässt Männerträume wahr werden und passt sich behände jedem auf sie projizierten Wunschbild an, egal ob Femme fatale, Kindfrau, Jungfrau, Hure, sinnliche Geliebte oder Muse. Doch hinter diesen Stereotypen steckt vor allem die fleischliche Verkörperung eines Prinzips: Die reine, niemals bürgerlich zu bändigende Triebhaftigkeit – in einer Unschuld, die Gut und Böse noch nicht kennt.
Wedekind nannte seine »Lulu« im Untertitel eine »Monstre Tragödie«. In unbarmherzig kaltem Licht demontiert er eine Gesellschaft, die durch vordergründige Moral und spiessbürgerliche Exzesse entstellt ist. Lulu jedoch, das Mädchen mit der großzügigen sexuellen Angebotspalette, benutzt die eigene Sinnlichkeit, um hier zu überleben. Ihr Selbstbewusstsein speist sich aus dem Begehren der Männer. Und die Männer begehren. Einer nachdem anderen kommt zu Fall auf Lulus Weg von der Straße in die bessere Gesellschaft. Denn sie kennt ihre Wirkung – und ihre Zerstörungskraft.
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