Von Georg Büchner
Müßiggang ist aller Laster Anfang. -" Was die Leute nicht Alles aus Langeweile treiben! Sie studieren aus Langeweile, sie beten aus Langeweile, sie verlieben, verheiraten und vermehren sich aus Langeweile und sterben endlich an der Langeweile und - und das ist der Humor davon - Alles mit den wichtigsten Gesichtern, ohne zu merken warum, und meinen Gott weiß was dabei. Alle diese Helden, diese Genies, diese Dummköpfe, diese Heiligen, diese Sünder, diese Familienväter sind im Grunde nichts als raffinierte Müßiggänger."
Müßiggang grassiert im Königreich Popo. Leonce, Kronprinz von Popo, zählt Sandkörner und übt, auf Steine zu spucken, während sein Vater, König Peter von Popo, über dem Philosophieren die Staatsgeschäfte vergisst. Erst die angeordnete Hochzeit zwischen Leonce und der ihm unbekannten Prinzessin Lena vom Nachbarstaat Pipi bringt Leben in den Ministaat und lässt den Prinzen mit seinem Freund und Seelenverwandten Valerio nach Italien fliehen. Auf der Flucht trifft er eine schöne Unbekannte: Prinzessin Lena, die ebenfalls vor der Hochzeit geflüchtet ist. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf und beschließen zu heiraten. Verkleidet kehren sie nach Hause zurück und merken erst nach der Trauung, dass sie genau in dem Leben gelandet sind, vor dem sie zu fliehen versuchten.
Der Absolutismus hat sich selber überlebt, das deutsche Kaiserreich zerfällt in zahlreiche Kleinstaaten, die adlige Schicht vertreibt sich die Langeweile, während das Volk Hunger leidet. "Ich glaube man muss die abgelebte moderne Gesellschaft zum Teufel gehen lassen", schreibt Büchner an seinen Freund und Verleger Karl Gutzkow. Doch die Revolution ist gescheitert und eine Veränderung der Verhältnisse nicht in Sicht. Dieser Situation zwischen Stagnation, Utopieverlust und Perspektivlosigkeit verpasst Büchner die heitere Maske des "Lustspiels", wie er das Stück nennt. Die Gesellschaft befindet sich im Kreisverkehr, einen Ausweg gibt es nicht, und die kommende Generation macht auch nichts besser ... Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst!
Regie: Sabine Auf der Heyde
Bühne: Ann Heine
"Sabine Auf der Heyde entdeckt mit einem spielfreudigen Ensemble Beckettsche Qualitäten in Büchners Werk, das der fast 120 Jahre vor der Uraufführung von ,Warten auf Godot schrieb. Hier wie da das absurde Warten auf Veränderung, hier wie dort die Freude am Quälen der Schwachen und der Einblick in die Abgründe des Menschlich-Allzumenschlichen."
Sächsische Zeitung)
"Die Inszenierung lebt von der Tragikomik der Figuren, die die Darsteller mit großer Spielfreude über die Rampe bringen. Zur skurrilen Musik von Jacob Suske glänzen die Schauspieler auch auf unterschiedlichsten Instrumenten. Viel Beifall." (Dresdner Morgenpost)
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