Mit seinen letzten beiden Opern schuf Mozart im Jahr seines frühen Todes zwei Werke, die gegensätzlicher kaum sein könnten. Kurz vor dem humanistisch-humoristischen Singspiel Die Zauberflöte vollendete er mit dem subtilen »ernsten Musikdrama« La clemenza di Tito ein feinsinniges Essay über die gerechte Anwendung von Macht: nicht nur ein Vademecum für Herrscher – die Oper war ein Auftragswerk der böhmischen Stände zur Krönungsfeier Kaiser Leopolds IV., der nach seiner kaiserlichen Inthronisation in Frankfurt auch die Königswürde Böhmens annahm –, sondern auch ein Leitbild für jedes menschliche Zusammenleben. Die Handlung spielt im antiken Rom: Vitellia, die Tochter des verstorbenen Kaisers, will dessen Nachfolger Tito heiraten, denn sie selbst strebt nach der Macht. Für ihre Intrigen benutzt sie ihren Liebhaber Sesto. Im Verschwörungs- und Liebesgeflecht, in das auch Sestos Schwester Servilia und sein Freund Annio verwoben sind, wird Tito schließlich zum Opfer eines Mordanschlags. Als der Kaiser erfährt, wer hinter dem Attentat steckt, und die Hintergründe erforscht, steht er vor einer schwierigen Aufgabe. Darf er seinem Freund verzeihen? Wo macht Nachsicht stark, wann wird Milde zur Schwäche?
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