Bis vor Kurzem waren sie praktisch unbekannt: Zwei Opern aus der Früh- und Spätzeit des Verismo, das Erstlingswerk eines später Berühmten und das einstige Erfolgsstück eines Vergessenen. »Es gehört schon eine feine Spürnase dazu, zwei so abgelegene Stücke wie Giacomo Puccinis Le Villi und Franco Leonis L´oracolo auszugraben«, schrieb die Opernwelt, und »es fordert eine Menge Mut, sie zu verbinden«.
Aus der Sage von den Willis – Geistern verlassener und verstorbener Jungfrauen, die sich an ihren untreuen Verlobten rächen – hat der junge Puccini eine »dramatische Ballade« geschaffen, die in jugendlichem Überschwang ihren melodischen Reichtum ausbreitet. Franco Leoni komponierte zwei Jahrzehnte später einen Krimi, der in San Franciscos Chinatown spielt und in dem sinistre Gestalten und ein junges Liebespaar unter dem Einfluss von Opium, Lust, Gier aufeinandertreffen. Die Regie »versteht es in beiden Opern, mit sparsamen Mitteln einen großen Spannungsbogen aufzubauen«. Im »dramaturgischen Rahmen einer heutigen Reality-TV-Show« erweisen sich die Stücke so als ein verblüffend aktueller Kommentar auf den Stellenwert des Musiktheaters.
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