Kill your Darlings! Streets of Berladelphia von René Pollesch - -
Nach der Szene, die Sie gerade gesehen haben, gab es eine Szene, die wirklich einzigartig war, aber wir mussten sie streichen. Und jetzt an dieser Stelle gab es das schönste, das überzeugendste, was wir überhaupt in der Lage sind herzustellen, aber es hätte zu sehr herausgeragt, und den Abend vielleicht aus dem Gleichgewicht gebracht. Und es heißt ja nicht ohne Grund: Kill your Darlings.
Warum kann ich mit Individualität nichts anfangen? Die Liebesgeschichte schlechthin ist die einzige, die zu teilen ist. Jede individuelle Liebesgeschichte ist nur eine Meinung, und die ist nicht zu teilen, die ist nur in "eine unter vielen" geteilt und zerstreut. Da ist die Einzigartigkeit schon austauschbar. „Die gewaltsame Unmenschlichkeit des Kapitals breitet nichts anderes aus, als die Simultanität des Singulären – gesetzt jedoch als die indifferente und austauschbare Partikularität der Einheit der Produktion, und des Pluralen – gesetzt jedoch als das Netz der Warenzirkulation“ (Jean-Luc Nancy). Unter Individuen ist nichts zu teilen, ausser eine Vielfalt an Geschichten. Und natürlich dürften wir unmöglich von der Liebe schlechthin reden. Das ist den Individuen dann zuviel Einzigartigkeit! Und es stellt diese unwahre Gemeinschaft bloß. Es ist ja so, daß es ein grosses Geschrei gibt, wenn wir sagen, meine und deine Liebe ist die Liebe schlechthin.
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