Von Henrik Ibsen
Osvald ist zurückgekehrt. Es ist der Vorabend der Einweihung des Kinderheims der Stiftung, die seine Mutter zu Ehren seines verstorbenen Vaters gegründet hat. Mit diesem Akt möchte Helene Alving ihrem Mann ein Denkmal setzen, um ihn endgültig zu begraben. Sie trennt sich damit von dem Vermögen, das einst der Preis für ihre unglückliche Ehe gewesen war. Ihr zukünftiges Leben will sie nur mit dem bestreiten, was sie sich selbst erarbeitet hat. Und ihr Sohn, den sie als siebenjähriges Kind aus dem Haus gegeben hat, soll das Zentrum dieses neuen freien und selbstbestimmten Lebens sein.
Doch Osvald kommt als kranker und gebrochener Mann nach Hause. Und er wünscht sich, Regine zu heiraten, das Dienstmädchen der Familie. Nun drängen im Verlauf einer langen Nacht die gut gehüteten Geheimnisse und die verdrängte Schuld der Gründerjahre der Familie wieder ans Licht.
Als mitten in der Nacht das Kinderheim in Flammen aufgeht, überstürzen sich die Geständnisse und Entscheidungen.
Regie: Sebastian Nübling
Mit: Bibiana Beglau, Bruno Cathomas, Robert Beyer, Jörg Hartmann und Lea Draeger
"Bibiana Beglau, alle anderen überragend in dieser Inszenierung, gibt diese Helene Alving als eine Frau, die sich mit schlangenhafter Geschmeidigkeit zwischen den herabstürzenden Trümmern ihres Lebenstraums windet. Ihre Bewegung im Raum prägt sich ein und nimmt gefangen, und manchmal stellt man überrascht fest, dass sie auch Ibsen-Text spricht. Das ist überhaupt ein Merkmal dieser Inszenierung. Das gesprochene Wort wirkt wie Erläuterung und Kommentar zu einem Schauspieler-Ballett und nicht als Medium eines psychologischen Dramas. Das Sprechen wird immer wieder zum körperlichen Akt, geht in nonverbale Interaktion über, zum Beispiel wenn Manders während seiner Moralpredigten Kaskaden grünen Salats ausspuckt; oder wenn Osvald bei der Klage über sein Elend Wolken von Mehlstaub von sich gibt und die Mutter ihm, in einer Art umgekehrter Fütterung, in kleinen Stücken den Teig aus dem Mund nimmt. Sie hilft ihm mit Morphium. Und legt sich ihrem sterbenden oder toten Sohn in den Schoß: umgekehrte Pieta." (Die Welt)
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