Stück von Martin Heckmanns
Es ist Martinstag in Martin Heckmanns Komödie "Ein Teil der Gans", also jener Tag im November, an dem an manchen Orten noch gefeiert wird, dass der Heilige Martin einst in der Kälte mit einem Bettler seinen Mantel teilte. Bettina, die Gastgeberin, hat aus gegebenem Anlass eine Martinigans in den Ofen geschoben, ihr Mann ist einigermaßen pünktlich nach Hause gekommen, für ein gemütliches Abendessen ist alles vorbereitet, jetzt muss nur noch der Besuch halten, was er verspricht: das ist nicht weniger als ein Job für Bettina als Empfangsdame im Hotel jenes »netten Südländers«, den sie beim Joggen kennen gelernt hat und den sie heute samt seiner Begleitung bekocht.
"Ein Teil der Gans" handelt oberflächlich von einem fast perfekten interkulturellen Dinner, wie es auf VOX nicht besser schief gehen könnte. Das hinter viel komödiantischem Witz verborgene Thema schält sich erst langsam heraus: die Angst vor dem Fremden, die, wie es im Stück heißt, der Angst vor der Frage gleichkommt: Mit welchem Recht bist du hier?
Der in Berlin lebende Dramatiker Martin Heckmanns wurde für seine kunstvoll versponnenen, sprachlich virtuosen Stücke mehrfach ausgezeichnet.
In der Regie von Philipp Preuss spielen Katharina Schmalenberg, Ernst Stötzner, Nora von Waldstätten, Gabor Biedermann und Henning Vogt
"Martin Heckmanns macht sich einen gescheiten Spaß daraus, das Stück immer weiter assoziativ aufzuladen und heikle Themen anzuschneiden, ob es Flüchtlinge aus der Dritten Welt sind, westliche Ausbeutungsstrategien oder rassistische Denkmuster. Irgendwann fliegen die Fetzen, und die Fremden werden tatsächlich zu den widerlichen Ausländern, vor denen sich die Gastgeber seit jeher klischeemäßig gefürchtet haben, und verlangen ihre Ration vom Glück. Wände werden zerstört, Möbel umgeschmissen, Schüsse fallen. Statt eines kindlichen Martinssängers steht mit ,Bonisanani Spirituals plötzlich ein Chor aus rund zwanzig erwachsenen Afrikanern auf der Bühne und trällert ohne jede Ironie: We are the champions. Wie befreit tanzen Bettina und Victor, das Schlachtfeld ihres Hauses kümmert sie nicht sehr.Wenigstens für ein paar Momente drücken sie weder xenophobische noch andere Beschwerden - und dank der amüsanten Inszenierung von Philipp Preuss auch das Publikum nicht: Gut gebrüllt, Martinsgans!" (Frankfurter Allgemeine Zeitung)
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