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Die Tempeltänzerin

Marius Petipas "La Bayadère" wurde am 4. Februar 1877 am Marijinski Theater in St. Petersburg uraufgeführt. Angesiedelt in einem legendären Indien, mit seinen Erscheinungen ätherischer Wesen, repräsentiert dieses Ballett die wahren Ideale der romantischen Epoche und wird häufig auch als "Giselle - östlich von Suez" bezeichnet.

Der aktuelle Choreograf Terence Kohler meint: "Aktualisierung eines klassischen Balletts für eine neue Generation muss nicht gleichbedeutend mit ,Modernisierung sein. Mich fasziniert, ja betört geradezu das klassische Ballett und der sich unendlich entwickelnde neo-klassische Ballettstil. Wie auch immer, Ballette der romantischen Periode sind künstlerische Aussagen dieser Epoche. Die erfolgreichsten Ballette Petipas basieren auf Geschichten übernatürlicher Wesen oder spielen an exotischen Orten - für das Publikum seiner Zeit eine der Fluchtmöglichkeiten aus seinem Alltag. Mit der rasanten Entwicklung von Film, Fernsehen und anderen Technologien veränderte das heutige Publikum seine Bedürfnisse und Denkweisen. Meine Produktion ,Die Tempeltänzerin wird ,La Bayadère für eine neue Generation und ein neues Jahrhundert sein. Ich verwende die Charaktere von Nikija, Solor und Gamsatti und erweitere ihre Persönlichkeiten um eine dritte Dimension, so dass die Beweggründe ihres Handelns auch weiterhin nachvollziehbar bleiben. Drei Begriffe beschreiben das Zentrum meiner Sicht: Verrat, Mord, Bestrafung. Zusammen mit dem Bühnen- und Kostümbildner Michael Scott lassen wir uns von der Bollywood-Tradition des indischen Films inspirieren, die ein weit gefächertes Spektrum von Farben und Emotionen ausstrahlt."

"Nein, Kohler choreografiert durchweg klassisch, aber nicht im Stil der hohen Danse d´école, sondern in einem dramatischen Stil à la Cranko. Das heißt er erzählt direkter und emotionaler". (tanznetz.de)

"Das Goldene Idol, im Original eine unzulänglich motivierte Rolle, hat Kohler für das Badische Staatstheater Karlsruhe aufgewertet, so dass wir nun durch die Augen dieser tanzenden Statue auf ein vergangenes Indien zurückblicken können. Yuhao Guo interpretiert diesen außen stehenden Begleiter des Geschehens famos mit androgyner Geschmeidigkeit. Kohler behält die Grundzüge der Geschichte und den Schauplatz eines indischen Herrscherpalasts bei. Er hat gegenüber Petipas Libretto jedoch einige weitere Änderungen vorgenommen, was der Charakteristik der drei Hauptfiguren zugute kommt. Es entsteht so zwar kein psychologisches Drama, aber die Gefühle von Nikija, Solor und insbesondere der intriganten Prinzessin Gamsatti werden in einer Dreiecksgeschichte nachvollziehbar, die sich auch zwischen jungen Menschen von heute abspielen könnte." (Stuttgarter Zeitung)

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