„Singt dem großen Bassa Lieder“: Jeder Opernfreund kennt den Marsch und Chor der Janitscharen aus dem 1. Akt der „Entführung aus dem Serail“ und ist immer wieder aufs Neue fasziniert von der exotisch erscheinenden Klangwirkung. Mozart hat sie freilich nicht erfunden: Türkisches Lokalkolorit und deutsche Musik waren im 18. Jahrhundert eine häufig anzutreffende Verbindung, die sogenannten „Türkenopern“ (die oftmals auch in anderen Ländern des Orients spielten) waren eine Zeitlang eine regelrechte Modeerscheinung. Und innerhalb dieses Genres erfreuten sich die Entführungs-Opern ganz besonderer Beliebtheit. Die Grundkonstellation der Handlung war immer die gleiche: Eine Frau wird von der Seite ihres Geliebten gerissen, gerät in die Hände eines orientalischen Herrschers, der sie zu seiner Favoritin erwählt, begegnet durch wundersame Schicksalsverkettungen ihrem Geliebten wieder, eine gemeinsame Flucht wird vereitelt, doch nach Androhung fürchterlichster Strafen lenkt der Herrscher ein und führt in edelmütigem Verzicht die Liebenden wieder zusammen.Wesentlich stärker als in den vorausgegangenen Entführungs-Opern, die Bretznersche Version eingeschlossen, wird in Mozarts Oper (Uraufführung 1782) aber die aufklärerische Idee vom vermeintlichen Barbaren als dem Künder wahrer Humanität herausgearbeitet.
"Der Westen als Katalysator für die inneren Konflikte des keineswegs einheitlichen Orients: mit dieser galligen Schlusspointe gelang der Regisseurin eine überraschende politische Wendung, die aus der „Entführung“ mehr macht als nur eine kulinarische Eröffnung der Europäischen Kulturtage Karlsruhe. (..) Als ironische Multikulti-Pointe kann man die Besetzung des Pedrillo mit dem türkischen Tenor Cenk Biyik betrachten, der durch schönes Timbre und tenorale Strahlkraft besticht. Auch der Badische Staatsopernchor präsentiert sich sanges- und spielfreudig. Eine glänzende Leistung liefert die Badische Staatskapelle unter der Leitung von Generalmusikdirektor Anthony Bramall ab. Eine so durchhörbar und nuanciert musizierte ,Entführung, in der die Rhythmik so geschliffen ist wie die Phrasierung und in der Singstimmen, Orchester und Orchestersoli im Klang so harmonieren wie hier, hört man nicht aus jedem Orchestergraben." (Badisches Tagblatt)
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