»Von hinten war es komischer als von vorne«, sagt Michael Frayn, als er von der Seitenbühne die Aufführung eines seiner Stücke sieht. Inspiriert von diesem Erlebnis schreibt er die Komödie »Der nackte Wahnsinn«.
Es ist kurz nach Mitternacht, die Generalprobe von »Nackte Tatsachen« läuft. Die Nerven liegen blank. Texthänger, Türenklemmen, Requisitenchaos, verlorene Kontaktlinsen, volltrunkene Schauspieler – Regisseur Lloyd Dallas und seine Darsteller sind verzweifelt. Das Stück »Nackte Tatsachen« tritt schnell in den Hintergrund und macht den eigentlichen Entblössungen Platz: Kulissengetuschel, Liebesverwirrungen, Verwaltungshorror und Befindlichkeiten bestimmen die Szenerie, die dann zum wilden Ende vollends in privaten Katastrophen versinkt. Was für die Beteiligten ein Albtraum ist, wird für den Zuschauer zum durchgedrehten, turbulenten Komödienchaos.
Mehr als den ersten Akt des Lustspiels wird das Publikum allerdings nie zu sehen bekommen. Diesen aber in mehrfacher Ausführung. An die chaotische Probe schliesst eine der ersten Vorstellungen an, die bereits Symptome des Verfalls zeigt, und schliesslich wird die völlig desolate Aufführung zum überfälligen Ende der Tournee gezeigt. Theater ist der nackte Wahnsinn.
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