Auf einem Frankfurter Polizeirevier herrscht Ausnahmezustand: Jochen Dürrmann von der GSG 9 ist es mithilfe des jungen Polizisten Cem gelungen, einen mutmaßlichen Terroristen in einem Blumenladen festzusetzen. Dass es sich bei dem mutmaßlichen »Gefährder« um keinen Menschen, sondern um einen Kaktus handelt, scheint keinen von beiden zu interessieren – schließlich weist Abu Mehsud, Deckname Frank Miller, entscheidende Merkmale eines potentiellen Attentäters auf: Migrationshintergrund, verdächtige Wüstenaufenthalte, stacheliges Verhalten.
Problematisch gestaltet sich nur die Vernehmung des Verdächtigen, bei der der Kaktus – mit starr erhobenen Armen, versteht sich – trotz Folterandrohung beharrlich schweigt. Auch die ambitionierte Polizeianwärterin Susi, die Dürrmanns Verhörmethoden politisch und moralisch ablehnt, kann ihm kein Geständnis entlocken. Als schließlich Dr. Schmidt vom BKA den Festgenommenen als einen langjährigen, international gesuchten und höchst gefährlichen Terroristen identifiziert, spitzt sich die Lage zu. Angeblich hat Abu Mehsud auf dem Frankfurter Flughafen Bomben versteckt. 15.000 Menschenleben stehen auf dem Spiel. Dürrmann, Schmidt, Cem und Susi müssen entscheiden, wie viel ihnen die Sicherheit der Menschheit wert ist.
Juli Zeh hat mit "Der Kaktus" eine Farce auf den demokratischen Rechtstaat geschrieben, dessen elementare Grundsätze von Sicherheitshysterie und Terrorwahn bedroht sind. Auf grotesk-satirische Weise setzt sie sich mit dem Thema Freiheit versus Sicherheit auseinander – und reflektiert dabei entscheidende Fragen unserer Zeit: Wie viel Misstrauen verträgt unsere Gesellschaft? Wie viel Überwachung verträgt der Mensch? Wie viel Sicherheit verträgt die Freiheit?
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