Mia Holl hat ihren Bruder verloren. Er soll im Gefängnis Selbstmord begangen haben, nachdem man ihn wegen Mordes zum »Scheintod« durch Einfrieren verurteilt hatte. Obwohl DNA-Spuren seine Täterschaft bewiesen, hatte Moritz Holl die Tat bestritten. Damit hat der Staat ein Problem. »Das Leben ist ein Angebot, das man auch ablehnen kann«, hatte Moritz zuletzt gesagt. Mit diesem Satz und der Erinnerung an Moritz hat nun Mia ein Problem.
Wir befinden uns im Jahr 2057. Die menschliche Zivilisation hat sich nach der Krise der Demokratien am Anfang des 21. Jahrhunderts neu erfunden. Und sie hat die Krankheit überwunden. Seit 30 Jahren weiss niemand mehr, was Schmerz und körperliche Beeinträchtigung sind. Der Staat hat seine Bürger zur Pflege der Gesundheit verpflichtet. Jeder Verstoss gegen dieses Gebot wird als Angriff auf die Gemeinschaft und den »natürlichen Lebenswillen« strafrechtlich verfolgt. Ein System permanenter Selbst- und Fremdkontrolle regelt das Leben: implantierte Chips, Sensoren in der Toilette, vorgeschriebene Ernährungs- und Sportprogramme, genetische Tests für potenzielle Paare.
Doch mit dem Tod des Bruders kommt der Schmerz in das Leben der Biologin Mia Holl. Je mehr sie verstehen will, was passiert ist, umso mehr gerät sie in Opposition zu einem System, das sich längst zur besten aller möglichen Welten erklärt hat und in jedem Widerspruch den Beginn einer bedrohlichen Epidemie wittert.
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