Was heute unter dem Begriff »Reality-TV« trotz (oder gerade wegen) zweifelhafter Inhalte höchste Popularität genießt, faszinierte die zivilisierte Menschheit schon immer: Der vermeintliche »Wirklichkeitsgehalt« gab von jeher Erzählungen und Bühnenstücken einen zusätzlichen Kick.
Der Naturalismus in der Literatur des 19. Jahrhunderts und seine italienisch-musikalische Halbschwester, der Verismo, für den Cavalleria rusticana und Pagliacci Musterbeispiele sind, spielten mit denselben Faktoren, die heute die Dramaturgie einer Doku-Soap ausmachen: Liebe und Eifersucht, »sex and crime« unter dem Brennglas; anders gesagt: Das voraussehbar unterhaltsame Fehlverhalten von Menschen »wie du und ich« in emotionalen Grenzsituationen.
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