Thomas Manns "Buddenbrooks" in einer Dramatisierung von John von Düffel
Die Buddenbrooks sind eine angesehene Kaufmannsfamilie. Sie gehören dem patrizischen Bürgertum des 19. Jahrhunderts in der Hansestadt Lübeck an. Der wirtschaftliche Erfolg, die gesellschaftliche Anerkennung wie auch der familiäre Zusammenhalt bauen auf Ordnung, Disziplin und Leistung auf.
Nach dem Tod des alten Konsuls übernimmt der älteste Sohn Thomas die Geschäfte und die Verantwortung für die Familientradition. Auch wenn es ihm nach außen hin gelingt, das Ansehen der Familie zu einem Höhepunkt zu führen, ist der innere Auflösungsprozess nicht mehr aufzuhalten. Zunehmend zerbricht er an der selbstauferlegten Härte und an der Kluft zwischen dem eigenen Anspruch und dem sich real abzeichnenden Niedergang. Immer heftiger werden auch die Auseinandersetzungen mit dem Bruder Christian, der mit seinem Hang zur Hypochondrie und zum Umgang mit unbürgerlichen Theaterkreisen, vor allem aber wegen seiner sorglosen Geschäftsuntüchtigkeit zunehmend als Belastung empfunden wird. Auch der Schwester Tony gelingt es nicht, den Ansprüchen der Familientradition gerecht zu werden. Schon früh wird sie von den Eltern in eine unglückliche Ehe gedrängt, die nach kurzer Zeit scheitert - ebenso wie ihre zweite Ehe. Letztlich kann auch Hanno, der ersehnte Erbe und Stammhalter, die familiären Erwartungen nicht erfüllen.
"Buddenbrooks" erzählt vom Niedergang einer Familie und eines Unternehmens im 19. Jahrhundert, dessen traditionellen Werte weder den Gesetzen eines verschärften Kapitalismus noch den Individualisierungsbestrebungen der Familienmitglieder standhalten können. Mit dem Blick auf das menschliche und wirtschaftliche Scheitern der Buddenbrooks an den Anforderungen einer neuen Zeit eröffnet sich zugleich ein faszinierender Blick auf unsere Gegenwart.
1929 wurde Thomas Mann für seine weltweit verlegten Romane und Erzählungen, besonders aber für "Buddenbrooks", mit dem Literaturnobelpreis geehrt. Der großangelegte Gesellschaftsroman, 1901 erschienen, gehört bis heute zu seinen meistgelesenen Werken. Der Autor und Dramaturg John von Düffel hat ein Bühnenstück erarbeitet, das im Dezember 2005 am Hamburger Thalia Theater in der Regie von Stephan Kimmig mit großem Erfolg uraufgeführt wurde. Düffel hat den knapp 800 Seiten umfassenden Jahrhundertroman stark verdichtet und erzählt in der Konzentration auf die drei Geschwister zugleich die Geschichte der gesamten Familie.
Regie: Wulf Twiehaus
"Besonders beeindruckend ist, mit welch minimalistischen, fast verblüffend einfachen und doch unglaublich wirkungsvollen Mitteln Regisseur Twiehaus die großen Brüche in der Geschichte, wie Tod und Abschied, darzustellen weiß. Fazit des Abends: Wirklich großes Theater!" (Magdeburger Sonntag)
"Gisela Hess behauptet mit dezenten schauspielerischen Mitteln besonders im ersten Teil die Noblesse einer Frau, die gegen eine Welt hält, welche alle Werte in Zahlen ummünzt. Susanne Krassas Toni gewinnt in der Szene mit Morten (Thomas Fritz Jung) und an den Tiefpunkten ihres Lebens in den Gesprächen mit dem Vater (Bernd Vorpahl), Bruder Tom und mit Schwägerin Gerda (Tabea Scholz) überzeugendes Profil und Tiefe". (Volksstimme)
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