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Torquato Tasso

Schauspiel von Johann Wolfgang von Goethe

Der Dichter Torquato Tasso ist ein gern gesehener Gast am Hof des Herzogs von Ferrara. Dorthin hat er sich zurückgezogen, um sein neuestes Werk zu beenden. Auch die Schwester des Herzogs, Leonore von Este und ihre Freundin Leonore Sanvitale, verehren den sensiblen kreativen Autor. Unabhängig vom täglichen politischen Geschäft der anderen Menschen, kann er mit der Macht seiner Fantasie Welten entwerfen, die einen aufregenden Kontrapunkt zum täglichen Leben der Damen darstellen. Als nun aber Antonio Montecantino, von einer heiklen diplomatischen Reise erfolgreich wiedergekehrt, von allen begeistert empfangen wird und auch noch den Dichter Ariost als unerreichbares Genie rühmt, fühlt sich der übersensible und misstrauische Tasso an den Rand gedrängt. Zwar bietet er auf Wunsch der Prinzessin Antonio seine Freundschaft an, tut das aber so ungestüm und ungeschickt, dass es zum Streit kommt, in dem Tasso sogar eine Waffe zückt. Dafür wird er vom Herzog bestraft und braucht ausgerechnet die Fürsprache des Diplomaten Antonio, um seine Freiheit wieder zu erlangen. Zutiefst enttäuscht von den Menschen, die er für seine Freunde hielt, verlässt Tasso den Hof.

"Erlaubt ist, was gefällt", wie Tasso meint oder "Erlaubt ist, was sich ziemt", wie ihm die Prinzessin entgegen hält? Der Kampf zweier Prinzipien, zwischen idealer und realer Welt und zwischen stürmischer Emotion und diplomatischer Einsicht, kann nicht gewonnen werden. Bis heute stellt sich die grundlegende Frage, wie nah ein Künstler die Politik an sich heranlassen darf, ohne von ihr vereinnahmt zu werden und wie weit er sich von ihr entfernen kann, ohne den Bezug zu seiner Mitwelt zu verlieren.

Regie: Klaus Kusenberg

"Der Nürnberger Schauspielchef Klaus Kusenberg ist so klug, Goethes Tasso nur mit wenigen Andeutungen im Blick auf die Gegenwart zu versehen und gar keinen auf den heutigen Literaturbetrieb. Vielmehr überläßt der Regisseur alle Aufmerksamkeit dem feinen ungemein kunstvollen Schauspiel seiner Akteure und den Rest der Intelligenz seines Publikums. Die Abhängigkeit des Dichters von der Gesellschaft heute ist sowieso mehr als akut. Das Schloß im Hintergrund könnte auch die Villa Massimo sein oder Schloß Solitude, wo ein selektierender Stipendiatenbetrieb die Dichter sortiert. Der freundliche Herzog mit weißer Weste ist vielleicht ein mächtiges Jurymitglied, ein reicher Sponsor, ein Verleger. Goethes schöner, aber ausgedienter Lorbeerkranz -ein Literaturpreis, der ihm in eben jenem Moment aberkannt wird, indem der Dichter sich politisch nicht mehr korrekt verhält. Tasso tut das, in dem er den Staatssekretär Antonio kindisch-wuchtig attackiert. Einer wie Peter Handke tat das, indem er den Diktator Milosevic verteidigte. Wenn Tasso aufmüpfig wird, kriegt er eben keine Preise mehr und keinen Lorbeer, wird nicht mehr veröffentlicht oder die Preise werden ihm aberkannt. Wer weiß. Aber man weiß, dieser Nürnberger Tasso ist ein Poem, ein poetisches Meisterwerk, so feinsinnig, zurückhaltend und kunstvoll mit einem berückend agierenden Ensemble, und einem Tasso von Thomas Nummer, der seinen menschenfremden schönen Idealismus mit dem ganzen Körper von der Bühne in die Welt schaukelt, der scheue wilde Charme, dessen er sich selber nicht bewusst ist, eben das macht seine Würde aus." (Bayerischer Rundfunk)

"Unsere Klassiker ernst und Goethe beim Wort zu nehmen, muss ja nicht darauf hinauslaufen, sie altmeisterlich-hausbacken auf die Bühne zu stellen. Und so muss man dem neuen Nürnberger ,Tasso, den Schauspieldirektor Klaus Kusenberg jetzt am Nürnberger Staatstheater in eigenere Regie herausbrachte, Respekt zollen, kommt er doch ohne das üblich gewordene Blut-, Schweiß- und Sperma-Schema aus. Vielmehr setzt der Regisseur in seinem ,Torquato Tasso auf die fein ziselierte, ,gebundene Sprache Goethes, deren Blankverse in fünfhebigen Jamben heutzutage sowieso schon dem Publikum erhöhte Aufmerksamkeit abnötigen, die man durch ein spektakulär-sensationheischendes Brimborium nicht auch noch stören sollte." (Donaukurier)

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