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Romeo und Julia (William Shakespeare)

Von William Shakespeare

Die Tragödie beginnt als heiter aufgekratzte Komödie und hat bis in den 3. Akt durchaus Chancen auf ein passables Happy End. Vielleicht durch eine pathetisch hochherzige Versöhnung der rivalisierenden Clans per Traumhochzeit der Titelhelden und alle kommen noch mal glücklich und belehrt davon? Doch Hand aufs Herz: Wer will denn so etwas sehen?

Julia verlässt sich voll auf Romeo und auf Romeo ist Verlass: Zielführend und unwiderruflich ruiniert der Bräutigam die Aussicht auf ein lauschiges Finale. Ab hier gewinnt das Drama die unwiderstehliche Faszination einer tosenden Lawine - und keiner kann sich ihr entziehen.
Der Zuschauer hätte am meisten vom Spiel, heißt es so schön, er nistet da im sicheren Dunkel auf bezahlten Plätzen und gibt sich wohlgetrost beschaulichen Gefühlen hin.
Nicht so im Hexenkessel Hoftheater! Hier entwickelt die Dramaturgie die rasante Stringenz eines frei rotierenden Sägeblatts. Der Zuschauer hat sich eine Tragödie gewünscht, nun kriegt er sie: Schlagartig wird er live geschaltet, hängt mitten in der Katastrophe fest, jetzt wird es Tote geben, das Schicksal hadert einzig mit der finalen Reihenfolge. Die von Shakespeare thematisierte Pest wird hierbei gezielt als Brandbeschleuniger eingesetzt. Der Tod ist ansteckend, das große Sterben ereilt die Figuren rascher als sie für salbungsvolle Schlussworte Luft schnappen können. So verpassen alle glattweg ihren Abgang, reihen sich mit den gerade noch Lebenden in einen furiosen Pestreigen, tanzen - das Publikum umzingelnd - den Tod als öffentliche Orgie.
Und dort, im Zentrum des rauschhaft kreisenden Breitwand-Desasters, träumt noch immer Julia still vom Glück, die kleine Traumfrau, dieses unschuldige Kind, das man so gern beschützen möchte. Sie hat sich längst ins Herz gespielt. Ein jeder will, doch keiner kann sie retten. Offenen Auges schaut man hilflos zu, wie sie da lichterloh verbrennt an ihrer ersten Liebe. Welch bestürzend schönes Licht, welch anmutige Flamme! Wer hält das aus? Und insgeheim wünscht man sich, es wäre doch die Nachtigall und nicht der Hahn gewesen...
Am Ende sind alle tot, so wie sich das gehört bei einem echten Drama. Und nur der Zuschauer darf den Schauplatz des Verhängnisses verlassen, als Herzzeuge einer der schönsten Tragödie dieser Welt.

Regie: Jan Zimmerman
Bühne: David Regehr

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